Mittwoch, 28. November 2007

Emma

Du bist schon immer ein ernster Mensch gewesen. Seit Anfang Oktober. Vielleicht wußtest du, dass du es nicht leicht haben würdest. Irgendwie. Aber du konntest es nicht sagen, nicht sprechen. Nicht mit deiner Mutter, nicht mit deinem Vater, mit mir erst recht nicht. Ich habe dich leider nicht kennen lernen dürfen. Nur Bilder gibt es noch von dir, Bilder von großen Augen, immer offen, als wolltest du jeden Augenblick dieser Welt wach sein. Schon immer mit wenig Haaren, damit die Chemotherapie nicht so auffällig ist.


Wer hätte es schon wissen können? Nicht mal ein Genie wie Greg House kann diagnostizieren, ohne dass Drehbuch zu kennen. Du bist einzigartig als Mensch, leider auch sonst sehr selten in deiner Art. Zu selten. Zu spät, Worte sind jetzt bedeutungslos. Hätte, wenn und wäre sind nun mal nicht. Es ist, wie es geworden ist. Kalt. Wie Schweiß, wie Tränen. Endgültig. Wie Weißes Blut.


















Du schläfst gern lange. Das hast du vorher nicht gemacht. Aber jetzt schläfst du...vielleicht ist es besser so, den die Realität wäre nicht freundlich zu dir. Dein Leben wäre das einer Anderen geworden, wenn es ein Leben geworden wäre. Deshalb schlaf, kleiner Engel. Ich nehme deine Mutter in den Arm, wir verdrängen zusammen Gedanken, unfähig, ungläubig, unglücklich. Hadernd mit Gott, der Medizin, der Natur. Manche Dinge soll der Mensch wohl einfach nicht unter Kontrolle haben. Daran glaube ich eigentlich auch, dennoch...Hoffnung...Einsicht...braucht Zeit.

Und Zeit haben wir jetzt. Zeit ohne dich, die immer anders sein wird. Gefährlicher. Vorsichtiger. Ängstlicher. Das Universum ist ein Stück kleiner geworden, für deine Mutter, dein Vater, deine Geschwister, die irgendwann von dir erfahren werden, wenn es sie gibt. Und auch für mich, obwohl ich dich nie habe kennen lernen können.

1 Kommentar:

Mue hat gesagt…

...lookin´ at ur headline and I see:

FREUNDE.
Vertrauen.
Sterne.
Fürsichsein.
Tränen.
HERZ.
Lachen.
LEBEN!